Die 22-jährige Anna-Lena Waltermann absolviert zurzeit das 3. Ausbildungsjahr im Polizeivollzugsdienst (gehobener Dienst) beim Land NRW. Sie stellte sich freundlicherweise für das folgende Interview zur Verfügung und liefert einen umfassenden Einblick in die Ausbildung bei der Polizei.
Schreibe uns ein wenig zu Deiner Vorgeschichte / Dir selbst / Deinen Hobbies.
„2011 habe ich mein Abitur am Kreisgymnasium in Halle/Westf. gemacht. Am 1. September des gleichen Jahres habe ich meine Ausbildung bei der Polizei NRW begonnen.
Mein Hobby ist Reiten. Da ich ein eigenes Pferd habe, nimmt dies, neben der Ausbildung, viel Zeit in Anspruch.“
Warum hast Du Dich für den Beruf bei der Polizei entschieden?
„Ich habe schon lange davon geträumt, einen spannenden Beruf zu finden, in dem man mit Menschen zusammen arbeitet, der abwechslungsreich ist, nicht nur aus Büroarbeit besteht und mich jeden Tag aufs neue herausfordert. Diesen habe ich meiner Meinung nach gefunden.“
Wie bist Du auf die Polizei bzw. das Land NRW als Arbeitgeber gestoßen?
„Ich habe mich über die Polizei vieler verschiedener Bundesländer im Internet und auch in persönlichen Gesprächen mit Einstellungsberatern informiert. Ich habe mich im Endeffekt für NRW entschieden, da ich so während der Ausbildungszeit noch bei meinen Eltern wohnen bleiben konnte. Außerdem gefällt es mir sehr gut, dass einem in NRW nach der Ausbildung viele Türen offen stehen.“
Welche Aufgaben hast Du während der täglichen Arbeit?
„Die Aufgaben der Polizei sind sehr vielfältig. Im Rahmen des Streifendienstes gehören hierzu neben dem normalen „Streife fahren“ zum Beispiel auch die Aufnahme von Anzeigen und von Verkehrsunfällen, die Durchführung von Verkehrskontrollen, unter anderem durch Geschwindigkeitsmessungen oder ähnlichem und vieles mehr. In erster Linie gilt es, den Bürger zu schützen, ihm ein Gefühl von Sicherheit zu geben und mögliche Gefahren für ihn zu beseitigen, am besten bevor sie entstehen. Aber auch die Interessen des Staates zu schützen, indem strafverfolgende Maßnahmen getroffen und durchgesetzt werden.“
Wie ist die Ausbildung bei der Polizei aufgebaut?
„Die Ausbildung bei der Polizei NRW ist in drei Teile aufgeteilt: Theorie, Training, Praxis. Die Theorie findet in der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) NRW statt. Hier stehen Fächer wie Strafrecht, Eingriffsrecht, Staatsrecht, Verkehrsrecht, aber auch Psychologie, Einsatzlehre, Kriminalistik, Soziologie und Ethik auf dem Stundenplan. Neben dem normalen Unterricht werden auch Sprachkurse wie Englisch oder Russisch/Niederländisch gelehrt. Des Weiteren findet ein Training sozialer Kompetenzen statt, indem der Auszubildende unter anderem lernt, wie er Stress abbauen kann oder einer Ehefrau möglichst schonend beibringen kann, dass ihr Mann gerade bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.
Das Training findet im Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) statt. Hier lernt man neben dem richtigen Funken und Fotografieren auch in Rollenspielen, wie verschiedene Situationen des alltäglichen Dienstes im Streifenteam bewältigt werden. Außerdem erlernt man den richtigen Umgang mit der Pistole in Schießübungen, übt Selbstverteidigung und treibt viel Sport. Natürlich gehört das gemütliche Zusammensein nach Feierabend genauso dazu.
Die Praxis findet dann in den verschiedenen Praktikumsbehörden statt. Bei mir ist es Warendorf. Hier erlebt man zum ersten Mal richtig, was es heißt, Polizist zu sein. Im Rahmen des Wach- und Wechseldienstes wird man immer wieder mit verschiedenen Situationen und Menschen konfrontiert, schreibt Anzeigen und erlebt einfach „den täglichen Wahnsinn“. Auch ein Praktikum bei der Kriminalpolizei gehört dazu. Hier werden unter anderem Vernehmungen durchgeführt und andere Ermittlungen betrieben, die dazu dienen sollen, Straftaten aufzuklären.“
Was gefällt Dir an Deinem Beruf / Deiner Ausbildung besonders gut?
„Mir gefällt besonders gut, dass kein Tag wie der andere ist. Wenn man seinen Dienst antritt, weiß man nie, was man erlebt. Außerdem gefällt mir gut, dass Teamarbeit bei der Polizei groß geschrieben wird. Auch der Kontakt zu verschiedenen Menschen macht mir viel Spaß. Des Weiteren war für mich wichtig, dass ich einen sicheren Beruf erlerne. Selbst wenn ich irgendwann Kinder bekomme, muss ich keine Angst haben, nicht mehr meiner Arbeit nachgehen zu können bzw. zu dürfen.“
Hast Du Interesse an weiteren Fortbildungen, und wenn ja, welche?
„Nach der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden oder aber auch ganz neue Wege einzuschlagen: Man kann im Wach- und Wechseldienst tätig werden, bei der Kriminalpolizei, bei der Wasserschutzpolizei, als Hundeführer, in der Reiterstaffel, in Sondereinsatzkommandos (SEK), beim LAFP als Lehrender für die Auszubildenden und so weiter. Dies ist nur eine kleine Aufzählung der Möglichkeiten, die einem geboten werden.
Außerdem besteht die Möglichkeit, in den höheren Dienst aufzusteigen. Hiermit ist noch mal ein dreijähriges Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei verbunden.
Ich möchte zunächst einmal im Streifendienst bleiben. Ich habe immer noch die Möglichkeit, irgendwann eine andere Richtung einzuschlagen, wenn ich es gerne möchte.“
Was wird nach Deiner Ausbildung passieren? Gibt es weitere Ziele?
„Nach meiner Ausbildung werde ich zunächst vier Jahre in einer Behörde Dienst machen. Sei es als Streife, in der Hundertschaft oder beim Objektschutz. Nach diesen vier Jahren stehen mir viele Türen offen und ich werde sehen, wohin es mich treibt.“
Vielen Dank an Anna-Lena Waltermann für dieses umfassende Interview und den Einblick in die Ausbildung bei der Polizei. Und natürlich viel Erfolg für den weiteren Werdegang.