Über das Angebot „Technisches Zeichnen am Computer“ fanden Vivian Radkau und Daria Leonhardt an den Fachbereich Maschinenbau-Automatisierungstechnik.

Soest. Mit dem Berufswunsch ging es Vivian Radkau in der Schule wie vielen ihrer Mitschüler: Sie hatte keine Idee, wo die Reise hingehen soll. Frühzeitig besuchte Sie daher die Beratung der Agentur für Arbeit. „Da habe ich ein gewisses Interesse am technischen Bereich signalisiert.“ Rainer Tambach gab daraufhin den goldenen Tipp, in den Herbstferien den Kurs „CAD for Girls“ zu besuchen.

„Hier kam ich erstmals mit Maschinenbau in Berührung“, sagt die 20-jährige heute. Ihre schulischen Berufspraktika suchte sie daraufhin im Bereich des technischen Zeichens und schnupperte bei Mabeg Kreuschner in Soest und den Standard Metallwerken in Werl rein. Nun hatte sie Blut oder eigentlich müsste man sagen: Metall geleckt. Vier Wochen in den Sommerferien jobbte die damalige Convos-Schülerin bei Mabeg. Das Vorpraktikum absolvierte die Maschinenbau-Studentin bei Siemens in Berlin. Und hier setzte sie erstmals eine technische Zeichnung in hartes Metall um. Der damals gebaute Platinenhalter ziert heute ihr Zimmer.

Eher in Richtung Gestaltung strebte Daria Leonhardt. Die 22-jährige baute das Fachabi am Börde Berufskolleg und absolvierte das Jahrespraktikum bei Pohle Raumgestaltung in Soest. Neben Design bildete das technische Zeichen immer den zweiten Pol ihres Interesses. In der 12 besuchte sie daher den CAD-Kurs für Schülerinnen am Fachbereich Maschinenbau-Automatisierungstechnik. Heute studiert sie hier Design- und Projektmanagement (DPM). „Da kommen beide Interessensgebiete vor“, sagt die Studentin im 5. Semester.

Prof. Dr. Ruth Stöwer-Grote von der FH Südwestfalen bietet den CAD for Girls-Kurs schon zum 19. Mal an. „Als ich Informatik studiert habe, war der Frauenanteil noch viel kleiner als heute. Viele Mädchen haben sich damals überhaupt nicht getraut, ihr Interesse an Technik zu artikulieren“, erzählt die Hochschullehrerin. Diese Erfahrung und die „tolle Arbeit mit den Mädchen“ motiviert sie jedes Jahr aufs Neue, die Kurse in den Herbstferien wieder anzubieten. „Der freiwillige CAD-Kurs hat uns geholfen, das räumliche Wahrnehmungs- und Vorstellungsvermögen zu schulen“, sagen die beiden jungen Soesterinnen übereinstimmend.

Die Agentur für Arbeit fördert den CAD-Kurs als „Maßnahme zur vertiefenden Berufsorientierung für Schülerinnen allgemeinbildender Schulen“. Mit im Boot sind auch die Sparkasse Soest und der Verein der Freunde und Förderer des Soester Hochschulcampus (VDF). In diesem Jahr haben 35 Mädchen an den Kursen teilgenommen. „Mit den Anfängerinnen in der ersten Woche haben wir am Schluss ein Brettspiel nachgebaut – mit Würfel und Figuren. Da konnten die Mädchen gar kein Ende finden“. Manche besuchen gerade den Aufbaukurs in der zweiten Ferienwoche; einige wollen im nächsten Jahr wieder kommen. Und besonders freut sich Prof. Stöwer-Grote natürlich, wenn sie die Mädchen dann
im Studium wiedertrifft.